„Verwurzelt wie ein Baum“

Seit mehr als 20 Jahren findet jährlich ein mehrtägiges Tanzseminar mit einem thematischen Bezug in verschiedenen Bildungseinrichtungen im näheren oder weiteren Umkreis von Kassel statt. Veranstalter dieser Seminare ist die evangelische Kirchengemeinde Simmershausen.

Sie werden gefördert von der Erwachsenen-bildung der Landeskirche Kurhessen-Waldeck.

Im Juli 2016 fand das Tanzseminar mit dem Thema „Verwurzelt wie ein Baum“ im Bergkloster Bestwig  im Sauerland statt.

 

Eine Teilnehmerin, Henriette Leng, schreibt darüber folgenden Bericht:

 

Verwurzelt wie ein Baum

Tanzseminar im Kloster Bestwig, 22. – 24 Juli 2016

 

Tanzen im Kreis.

Neue Tänze, altbekannte Tänze mit Tanzfreundinnen und solchen, die es werden.

Im Schutz eines Klosters. Heimat.

Was gibt es Schöneres!

20 Tänze inspiriert durch Gerda Hesse (Tanzpädagogin und Choreografin).

 

Was macht der Tanz mit uns Tanzfrauen?

Er vereint uns im Kreistanz. Hebt uns gleichzeitig für den Bruchteil einer Sekunde hoch und erdet uns im Wechsel. Er verbindet uns in einem Energiestrom der gefassten Hände, und die Musik belebt alle Zellen. Dennoch bleiben wir Individuen – jeder ganz in seiner Eigenart. Herausgerissen aus dem Alltag, geborgen im gemeinsamen Tanz.

 

Verwurzelt wie ein Baum

Ausladend wie ein Baum.

Stark wie ein Baum im Tanz mit den Elementen. 

Knospend und nährend versorgt er uns mit Atemluft.

Gespannt zwischen Himmel und Erde.

 

Ein neuer Tanz ist mehr als das Erlernen der Schritte

Es ist  ein neugieriges sich Einlassen auf  die schwierige Schrittfolge  im Vertrauen auf die Tanzlehrerin, Gerda Hesse, die vermittelt: du kannst es, höre, schaue, mache, denk nicht, tue. Das sagt sie nicht – aber es steht im Raum. Sie hat für uns einen Tanz  entdeckt und sie nimmt uns behutsam mit  - die Musik trägt uns. Es ist ein kindliches Wagnis. Bei jeder Wiederholung wächst das Gefühl für den Bewegungsablauf. Der Tanz reift wie von alleine. Und Gerda Hesse gibt uns Zeit … Im Strom des sich Öffnens erschließt sich mir eine neue Seinsweise: Neuwerden, heil werden. Bewegen innerlich und äußerlich: bewegt werden und bewegt sein. Erweiterung eines inneren Raumes, der weit über das Körperliche hinaus geht.

 

Und dann gibt es noch ganz besondere Tänze

Vielleicht ist dieser ganz besondere Tanz für jeden ein anderer. Für mich ist es der Garuda für andere kann es das Halleluja aus der „Finnischen Messe“ sein. Diese Art von Tänzen öffnet einen religiösen Weg durch Meditation der Füße. Immer wieder neu ist diese innere Reise erlebbar. Tanz vereint dann  Zeit und Raum hin zu einer dritten himmlischen Dimension.

 

Sonntagsgottesdienst

Wir durften den Sonntagsgottesdienst mit dem Halleluja der „Finnischen Messe“ mitgestalten. Zum ersten Mal habe ich das von der Kirchenbank aus genossen. Ich habe festgestellt, dass auch die Seele des Zuschauers mittanzt und es ist als ob sie den Himmel berührt.

 

Abschied

Einige Wunschtänze, die unsere Freunde geworden sind, machen uns den Abschied leichter. Und auch das gehört zu Gerda Hesses Füllhorn: 28 Baumgedichte liebevoll zusammengetragen und einfühlsam übersetzt als Geschenk für jeden in der blumengeschmückten Kreismitte. Zusätzlich kann sich jede Tänzerin eine Baumkarte 

aussuchen, auf deren Rückseite ein Baumgedicht unser Tanzseminar bereichert: Zusätzliche Nahrung für die Seele

 

„Man muss Wege gehen können,

aber sein wie ein Baum,

als bliebe die Wurzel im Boden.“

(Hilde Domin)

 

Freundliche Grüße, Henriette Leng

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